PAPAN übers Kranksein und Krankenhäuser

Papan

Gleich zum Einstieg die Frage an Sie, Herr von Papen, was es mit Ihrem Künstlernamen „Papan“ auf sich hat?

Das „e“  aus „Papen“ habe ich durch ein „a“ ersetzt. Ist doch viel hübscher. Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dass man das französisch, so nasal aussprechen könnte und es dann fürchterlich elegant und künstlerisch klingt: Papan! Die meisten Leute sprechen es aber nicht französisch aus, sondern deutsch, wie man es schreibt. Aber das ist auch OK.

Eddie Flitzefuß ist ein Bilderbuch, das Kindern das Krankenhaus erklärt. Neben vielen nützlichen Informationen ist es aber vor allem ein witzig illustriertes Buch. Wie sind denn Ihre persönlichen Erfahrungen mit Krankenhäusern?

Ich habe ganz hervorragende Erfahrungen mit Krankenhausaufenthalten. Als 13-Jähriger kam mein Vater aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause und ich bekam eine schlimme Schuppenflechte. Vielleicht ausgelöst durch den Stress von der angespannten Situation daheim. Jedenfalls verbrachte ich etwa ein halbes Jahr im Krankenhaus. Das muss so 1955 gewesen sein. Erstens fand ich es klasse, nicht in die Schule zu müssen, aber vor allem hatte ich viel Spaß mit den anderen Kindern. Die Krankenschwestern haben nachts leise mit uns Ball gespielt und waren sehr nett. Ich war nicht traurig, von zu Hause weg zu sein. Das war alles andere als traumatisch. Vielleicht ist diese positive Erfahrung bei Eddie Flitzefuß unterschwellig mit eingeflossen.


Das Unterbewusstsein zeichnet mit?

Ja, ich zeichne mir vieles von der Seele. Ich glaube, das ist bei mir so wie bei  vielen Zeichnern, dass sie das abbilden, was ihnen Unbehagen bereitet. Viele der Szenen in meinen Bildern spielen auf dem Wasser, wie hier die Szene mit dem kleinen Boot. Ich mag Wasser zwar, aber nicht, um darin zu schwimmen. Genauso ist es mit Tanzen. Ich tanze nicht gerne. Da sind die Konflikte mit meiner Freundin, zum Beispiel an Sylvester, vorprogrammiert… Und viele meiner Zeichnungen haben mit Beziehungskonflikten zu tun. Sehr unbehagliche Situationen. Das lässt sich wunderbar verarbeiten und wenn man darüber lachen kann, ist allen geholfen.


Kinder üben oft einen anarchischen Einfluss auf ihre Umwelt aus. Der kommt auch auf den Bildern in Eddie Flitzefuß zum Ausdruck, wenn im Krankenzimmer der Bär tanzt bzw. der Frosch auf der Nase des Arztes. Es gibt viele liebevolle Details auf den Bildern, so zum Beispiel ein Schild an der Kernspinröhre: Nicht pupsen.

Ich glaube dieser Einfall kam mir, als ich selbst mal in die Röhre musste. Da habe ich mir gedacht: Das wär jetzt nicht so günstig, so beengt und alles. Daher das Schild. Damit alle gleich Bescheid wissen. Die kleinen Details in Bildern mochte ich selbst als Kind sehr gern. Da gab es einen Berliner Maler, der auf seinen Bildern immer eine Sicherheitsnadel versteckt hat. Das Suchen und Entdecken hat mir viel Spaß gemacht, deshalb mache ich das auf meinen Bildern für Kinder auch so. Aber in erster Linie mache ich es für mich selbst.

„Kranksein ist doof.“ In der Grundaussage dürften sich Erwachsene und Kinder darin einig sein. Karl Valentin sagt dagegen „Gar nicht krank ist auch nicht g´sund!“ Wie sehen Sie das?

Es kommt sehr darauf an, finde ich. Es gibt ja schlimme, lebensbedrohliche Erkrankungen, das ist dann nicht lustig. Aber mir fällt gerade ein sehr netter Kunde von mir ein. Dem sind 2 Tonnen über die Zehen gerollt. Er hat sich trotz der Sicherheitsschuhe, die er trug, jeden Zeh 4–5-mal gebrochen. Das war eine schlimme Verletzung, denn er konnte lange Zeit nicht mehr gehen. Aber als er hier war, hat er nur geschwärmt, wie schön es für ihn sei, mal nicht arbeiten zu müssen und wie sehr er die Zeit genießt.  

Unter meiner Schuppenflechte habe ich natürlich auch gelitten, gerade in der Pubertät. Da habe ich mich oft eher zurückgezogen in mein Kämmerchen, wenn andere vielleicht zum Baden ausgeschwärmt sind, aber vielleicht bin ich so zum Zeichnen gekommen und die Zeit im Krankenhaus habe ich in sehr guter Erinnerung. Darum hatten die Schuppen doch auch ihr Gutes.

Buchinfos zu: "Eddie Flitzefuß im Krankenhaus" mit Illustrationen von PAPAN ...